28. Oktober 2025

    Die Entzündungen des Herzens

    Die Entzündungen des Herzens betreffen in unterschiedlicher Intensität meist alle drei Schichten Perikard (Herzbeutel), Myokard (Herzmuskel) und Endokard (Herzinnenhaut; Herzklappen). Dennoch zeigt sich die Entzündung oft als Betonung einer der drei Schichten, sodaß es für den Arzt notwendig erscheint, sein Augenmerk auf die jeweilige Erscheinungsform (Manifestation) zu richten.

    Aktuell wird auch immer wieder darauf hingewiesen, dass nach einer Infektion mit dem SARS CoV2-Virus und/oder nach mRNA-Impfungen (Biontech, Moderna) sehr selten Myokarditis und Perikarditis auftreten können (z.B. JAMA, 2021; DOI: 10.1001/jama.2021.13443). Diese heilen (wie übrigens auch andere virale entzündliche Herzerkrankungen) offenbar in der Regel problemlos aus. Das ist auch das Ergebnis einer neuen Hamburger Studie, die einen Multiorgan-Befall (Herz, Gefäße, Nieren, Lunge) an 443 Covid-Patienten nachweisen konnte (DOI: https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehab914). Ein (englisches) Schaubild verdeutlicht dies:

    Es ist auch klar geworden, dass eine Impfung – insbesondere gegen Influenza (Grippe) – schützt und bei viralen und bakteriellen Infektionen einen großen Effekt auf das kardiovaskuläre Risiko hat. So wird berichtet, dass sich dieses Risiko bei Geimpften um bis zu 24% senken läßt (Herzmedizin 10/2024). Entzündungen, auch allgemeine und nicht nur auf das Herz bezogene, gelten inzwischen als Risikofaktor für die gefährliche Plaqueruptur bei ansonsten gesunden Kranzgefäßen. Eine Plaquereduktion um 80% ist als einzelnes Studienergebnis leider noch nicht signifikant. Dieser Zusammenhang ist daher noch nicht abschließend geklärt.

    Entzündungen am Herzen können isoliert verlaufen, oder sie sind Teil einer systemischen Infektion. Hier können Immunreaktionen, Viren (Grippe, SARS-CoV2) oder Bakterien eine Ursache sein. Oft verlaufen sie ohne schwerwiegende Symptome (blande) und heilen aus.

    Besondere Ursachen

    • Parodontitis: Es handelt sich um eine häufige Erkrankung des Zahnhalteapparats und entsteht durch bakterielle Besiedlung dieses Bereichs. Sie verläuft lange ohne Symptome und stellt durch Bakterien-Einschwemmung in das Blut (Bakteriämie) einen allgemeinen Risikofaktor dar. Dieser betrifft nicht nur Zahnverlust, sondern kann auch nicht nur Herzentzündungen, sondern auch arteriosklerotische Gefäßerkrankungen bedingen, die durch Entzündungen der Gefäßinnenhaut kompliziert sein können. Die Behandlung besteht vor allem in einer Zahnsanierung.
    • Drogenabhängigkeit (Injektionsrisiko) führt zu Bakteriämie und entzündlichen Veränderungen im Köpers. Das Endokarditisrisiko eines solchen Patienten, die meist unter einer ausgeprägten Immunschwäche leiden, ist um ein Vielfaches erhöht.
    • Immunschwäche (d. Drogen, Infekte, Tumorerkankungen). SARS -CoV2 wird oft als Ursache angeschuldigt, führt aber nur selten zu Herz-Entzündungen.

    Hier sieht man oft nur EKG-Veränderungen oder hört bei der Auskultation das spezifische systolische Reibegeräusch (Hinweis auf Perikarderguss). Oft klingt eine Perikarditis auch ohne spezifische Behandlung ab. Bei Übergang in das chronische Stadium kann es aber zu schwerwiegenden Veränderungen (Verkalkungen) des Perikards kommen (Panzerherz). Dabei ist dann die Füllungsfähigkeit des Herzens beeinträchtigt: Rechtsherzinsuffizienz. Diagnostisch führend ist die Untersuchung mittels Echokardiografie: hier ist der Perikarderguss sichtbar als Spalt zwischen innerer und äußerer Gewebsschicht.

    Eine ernste Komplikation eines Ergusses ist die Herzbeuteltamponade, bei der der Erguss die Füllung des rechten Herzens stark behindert. Die Folge ist ein Kreislaufschock. Therapie: Punktion.

    Die akute Form der Myokarditis kann zu plötzlichem Herzkreisaufschock und Tod führen. Die chronische Form kann sich als chronische Herzinsuffizienz zeigen. Die Diagnose einer Myokarditis ist schwierig. Sie ist oft nur eine Verdachtsdiagnose nach Symptomatik, EKG-, Echo- und Laborkriterien (CRP, Troponine) und kann sicher nur durch Myokardbiopsie (Goldstandard) oder bei einer Autopsie gestellt werden. Das MRT ist für die Diagnose inzwischen sehr wichtig; seine Spezifität (Ausschluss falsch positiver Diagnosen) liegt bei über 90%.

    Sie bezieht meist auch die Herzklappen mit ein, die mit akutem oder chronischem Funktionsverlust reagieren. Die akute Endokarditis etwa der Aortenklappe kann durch plötzlichen Verlust der Klappenschließfähigkeit zu akuter lebensbedrohlicher Überlastung des Herzens führen (Aorteninsuffizienz)