Die Zahl 10.000 wurde in den 1960er Jahren in Japan als Teil einer Marketingkampagne für einen Schrittzähler (Manpo-kei=10.000) populär gemacht, aber nicht auf Basis wissenschaftlicher Forschung. Diese Zahl ist inzwischen nicht mehr aktuell.
Für Herzpatienten – also Menschen mit koronarer Herzkrankheit (KHK), Herzinsuffizienz, nach Herzinfarkt oder mit Herzrhythmusstörungen – gilt beim Thema Schrittzahl eine individuell angepasste, medizinisch abgestimmte Bewegungsempfehlung. Dabei steht Sicherheit vor Ehrgeiz im Vordergrund, da die Belastbarkeit je nach Krankheitsstadium, Medikation und Begleiterkrankungen sehr unterschiedlich ist.
🫀 1. Medizinischer Hintergrund
Nach kardiologischen Leitlinien (z. B. der European Society of Cardiology – ESC) ist regelmäßige, moderate Bewegung ein zentrales Element der Sekundärprävention bei Herzpatienten. Gehen gilt als besonders geeignete Bewegungsform, da es:
- gelenkschonend,
- leicht steuerbar und
- risikoarm ist, sofern das Belastungsniveau medizinisch abgestimmt wurde.
🚶♂️ 2. Schrittzahl-Empfehlungen nach Krankheitsbild
a) Nach Herzinfarkt oder bei stabiler KHK
- Zielbereich: 5.000–7.000 Schritte pro Tag
- Beginn: Oft schon wenige Tage bis Wochen nach dem Ereignis – abhängig von der ärztlichen Freigabe (z. B. nach Belastungstest in der Reha).
- Steigerung: Allmählich um etwa 500–1.000 Schritte pro Woche, bis ein stabiles Niveau erreicht ist.
- Intensität: Zügiges, aber nicht anstrengendes Gehen (subjektive Belastung „leicht bis mäßig“, d. h. man kann noch sprechen, aber nicht singen).
b) Bei chronischer Herzinsuffizienz (NYHA I–III)
- Zielbereich: 4.000–6.000 Schritte pro Tag
- Regelmäßigkeit wichtiger als die absolute Zahl.
- Bei fortgeschrittener Insuffizienz: tägliche, aber kürzere Gehstrecken (mehrmals 5–10 Minuten).
- Fortschritt zeigt sich weniger an der Schrittzahl, sondern an der dauerhaften Belastungstoleranz (z. B. Treppensteigen ohne Dyspnoe).
c) Bei Herzrhythmusstörungen (z. B. Vorhofflimmern)
- Bewegung ist erlaubt, sofern kein akutes Ereignis oder instabile Rhythmusstörung vorliegt.
- Ziel: 6.000–8.000 Schritte pro Tag, verteilt und ohne extreme Pulsanstiege.
- Kontrolle: Puls sollte regelmäßig überprüft werden (z. B. Smartwatch, Pulsmesser).
📊 3. Medizinische Zielkriterien
Anstelle einer fixen Schrittzahl ist für Herzpatienten entscheidend:
- Belastungsdosierung nach Herzfrequenz:
Zielbereich meist bei 50–70 % der maximalen Herzfrequenz, die im Belastungs-EKG ermittelt wurde. - Subjektive Belastungsskala (Borg-Skala):
Idealer Bereich liegt bei 11–13 („ziemlich leicht bis etwas anstrengend“). - Keine Symptome während des Gehens:
Kein Druck auf der Brust, keine Atemnot, keine Schwindelgefühle.
🕰️ 4. Praktische Umsetzung
- Tägliche Routine: Mehrmals kurze Spaziergänge (3 × 10–15 min) sind günstiger als ein langer Marsch.
- Messgeräte: Schrittzähler oder Smartwatch helfen zur Motivation, dürfen aber kein Zwang werden.
- Reha-Phase: In der kardiologischen Rehabilitation wird meist ein persönlicher Zielwert (Schritt- oder Zeitbasiert) festgelegt.
- Langfristig: Nach 3–6 Monaten kann das Ziel bei stabilen Patienten auf 7.000–8.000 Schritte täglich gesteigert werden.
⚠️ 5. Warnzeichen – wann sofort pausieren
Bewegung ist sofort zu unterbrechen bei:
- Druck, Brennen oder Schmerz in der Brust
- Schwere Atemnot, plötzliche Schwäche oder Schwindel
- Herzrasen oder unregelmäßig stark spürbare Herzschläge
- Blässe, Kaltschweißigkeit
In solchen Fällen sollte umgehend ärztliche Rücksprache erfolgen.
✅ 6. Zusammenfassung
| Kategorie | Empfohlene Schritte/Tag | Ziel | Besonderheiten |
|---|---|---|---|
| Nach Herzinfarkt / KHK | 5.000–7.000 | Steigerung der Ausdauer, Gefäßgesundheit | langsame Steigerung |
| Herzinsuffizienz (NYHA I–III) | 4.000–6.000 | Stabilisierung der Belastbarkeit | in Intervallen gehen |
| Vorhofflimmern / Rhythmusstörung | 6.000–8.000 | Kreislaufstabilität, Stressreduktion | Puls regelmäßig prüfen |
| Allgemein stabiler Herzpatient | 7.000–8.000 | Sekundärprävention | ärztlich abgestimmt steigern |
erstellt mit KI
