28. Oktober 2025

    Koronare Herzerkrankung KHK

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    CCS oder das chronische Coronarsyndrom

    Die aktuellen ESC-Leitlinien zum Management des chronischen Koronarsyndroms (CCS) wurden im September 2024 veröffentlicht und ersetzen die Vorgängerfassung von 2019. Sie sind im European Heart Journal publiziert und auch auf der Website der European Society of Cardiology abrufbar.

    📄 Offizielle Quelle: ESC CCS Guidelines 2024
    📑 Kurzfassung („Essential Messages“ als PDF): ESC Essential Messages 2024 CCS


    🔑 Wichtige Neuerungen der ESC-Leitlinien 2024 (gegenüber 2019)

    1. Diagnostik

    • Einführung von ANOCA („Angina with Non-Obstructive Coronary Arteries“) und INOCA („Ischemia with Non-Obstructive Coronary Arteries“).
      → Mehr Aufmerksamkeit für Patienten mit Angina pectoris, aber ohne klassische Stenosen in der Koronarangiographie.
    • Verbessertes Prä-Test-Wahrscheinlichkeitsmodell für KHK mit stärkerer Individualisierung (Alter, Geschlecht, Risikofaktoren).
    • CT-Koronarangiographie (CTCA) wird als erstes bildgebendes Verfahren empfohlen, wo verfügbar.
    • FFR-CT (fraktionelle Flussreserve aus CT-Daten) und invasive Funktionsdiagnostik werden stärker betont.

    2. Therapie

    • Lebensstilmodifikation bleibt Basis (Ernährung, Bewegung, Rauchstopp).
    • Antithrombotische Therapie:
      • Standard bleibt ASS 75–100 mg täglich.
      • Bei sehr hohem ischämischem Risiko (z. B. diffuse Atherosklerose, Diabetes, Polyvaskuläre Erkrankung): Zusatz von Rivaroxaban 2,5 mg 2×/Tag erwogen (COMPASS-Schema).
    • Lipidmanagement:
      • LDL-Cholesterin <55 mg/dl für Hochrisikopatienten, <40 mg/dl für sehr hohes Risiko.
      • PCSK9-Hemmer und Inclisiran werden als Erweiterung empfohlen, wenn Zielwerte trotz maximaler Therapie nicht erreicht werden.
      • Lipoprotein(a) [Lp(a)]-Bestimmung mindestens einmal im Leben.
    • Blutdruckziel: <130/80 mmHg (sofern verträglich).
    • Diabetes: Bevorzugt SGLT2-Inhibitoren und GLP-1-Rezeptoragonisten.

    3. Anti-anginöse Therapie

    • Erstlinientherapie: Betablocker oder Calciumantagonisten.
    • Falls unzureichend: Kombination oder Zusatz von Ranolazin, Trimetazidin, Ivabradin (abhängig von Begleiterkrankungen).
    • Nitroglyzerin bleibt Mittel für akute Anfälle.

    4. Revaskularisation

    • Entscheidung nach multidisziplinärer Herz-Team-Diskussion.
    • Indikation nicht nur symptomorientiert, sondern auch prognostisch (z. B. bei Hauptstammstenose oder Mehrgefäßerkrankung mit eingeschränkter LV-Funktion).

    5. Langfristige Betreuung

    • Stärkerer Fokus auf Patientenzentrierung (Therapieentscheidung gemeinsam mit Patient).
    • Kardiale Rehabilitation und psychosoziale Unterstützung werden explizit betont.
    • Systematische Nachsorgeprogramme empfohlen, um Adhärenz und Risikofaktorenkontrolle sicherzustellen.

    👉 Kernaussage:
    Die ESC-Leitlinien 2024 für CCS rücken die frühzeitige, individualisierte Diagnostik (inkl. ANOCA/INOCA, CTCA, FFR-CT), die strikte Risikofaktor-Kontrolle (LDL <55/<40 mg/dl, Blutdruck <130/80) und eine maßgeschneiderte Therapie (inkl. neuer Antithrombotika-Strategien) in den Vordergrund.