29. Oktober 2025

    Herzteam 2.0?

    Neuerdings wid in der Literatur und von den Fachleuten die Bildung eines Herzteams neuen Zuschnitts diskutiert.
    Dazu ein paar Anmerkungen:

    Wir haben schon in Hannover an der MHH seit etwa 1969 und dem Beginn der invasiven Kardiologie sowie der Installation einer Herzchirurgie ein Herzteam gehabt, also vor mehr als 50 Jahren. Wir nannten es „Herzrunde“. Dieses Herzteam bestand in regelmäßigen Sitzungen, die den einzigen Sinn hatten, die angiografisch definierte Diskussion aufzunehmen, einer operativen Indikation zuzustimmen oder sie abzulehnen. Es handelte sich um strittige Fälle und die wurden teils kontrovers diskutiert. Wir waren als Assistenten verpflichtet , an diesen Diskussionsrunden teilzunehmen und unsere Oberärzte stellten die Fälle, die sie teilweise selbst kathetert hatten, vor.
    Prof. Lichtlen und Prof. Borst waren die Leiter der Runden und Lichtlen stellte die Fälle, die er selbst kathetert hatte, ebenso vor. Es waren Runden auf Augenhöhe, allerdings der Chefs.

    Heute stellt sich die Situation etwas anders dar. An der Diskussionsrunde hat sich im Wesentlichen nichts geändert. Nur geht es heute nicht mehr nur und eher selten um die Frage der Op-Indikation, sondern um die Entscheidungsfindung über die weitere Vorgehensweise. Der Kardiologe ist ja nun seit langem nicht mehr nur der Diagnostiker, der die angiografische Diagnose stellt und die Frage zusammen mit dem Herzchirurgen beantworten muss, ob Op oder nicht, sondern er ist auch der „mit allen Wassern gewaschene“ Therapeut. Stentimplantation, TAVI, Mitraclip oder TEER der Trikuspidalklappe sind neue Optionen, die weit über das rein chirurgische Vorgehen hinausgehen und den unschätzbaren Vorteil für den Patienten haben, unter Umständen auf die invasive Op mit ihrem immer noch vorhandenen Risiko zu verzichten.

    Die Teilnehmer an solchen Diskussionsrunden oder Herzteams sind daher im Unterschied zu früher hochspezialisierte Experten, die ein profundes Wissen um die jeweiligen Risiken und Vorteil haben müssen. Das sind nicht immer nur die Chefs… Es ist heute so, dass die Herzchirurgie einen großen Teil „ihrer“ Patienten an die Kardiologen „abgegeben“ hat.

    Was sind nun die Themen eines „neues“ Herzteams 2.0? Es sind nach wie vor Herzchirurgie, aber nun auch interventioneller Klappenersatz und Ablauf bei Herzrhythmusstörungen:

    • Die klassische Bypass-Op ist heute nicht mehr die alleinige Option und die Indikation „chronische KHK“ oder stabile Angina pectoris sind zugunsten der Stentversorgung oder aber aucb der rein konservativen Therapie fast verlassen. Und mehr und mehr ist der ältere Mensch mit Mehrgefäßerkrankung und eingeschränkter Ventrikelfunktion der OP-Kandidat geworden, was das Risiko des Eingriffs weiter erhöht.
    • Klappenersatz-OPs sind auch nicht mehr die klassische Op-Indikation, denn TAVI bei Aortenstenosen wird auch bei jüngeren Patienten mehr und mehr verwendet. Neue und früher nicht immer klassische OP-Indikationen sind Mitraclip oder TEER der Tricuspidalklappe, ohne hier bereits ein abschließendes Urteil über Indikation, klinische Notwendigkeit oder individuelles Eingriffsrisiko abgeben zu können.
    • Schließlich kann und muss auch die Vorgehensweise bei der Behandlung von Herzrhythmusstörungen bis hin zu Ablationsverfahren hier besprochen werden.
    • Als bisher nur unwesentlich diskutierter Herz-Team-Bereich ist auch die Gefäßchirurgie/Gefäß-Intervention mit ihrem Hauptziel der pAVK-Versorgung zu nennen. Sie ist aber (leider) oft bei den Radiologen lokalisiert, was aber in Bezug auf das Herzteam kein Widerspruch zu sein braucht.

    Um aber solche Indikationswege mit den Herzchirurgen zu diskutieren und abzuwägen, ist das Herzteam neuen Zuschnitts notwendig und unverzichtbar. Dazu sind drei Voraussetzungen notwendig: