28. Oktober 2025

    Herzinsuffizienz HI

    zurück…

    Überblick über die relevanten Leitlinien

    Nachfolgend ein Überblick über die aktuellen Leitlinien zur chronischen Herzinsuffizienz, insbesondere auf Basis des Focused Update 2023 der ESC und der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) Version 4 für Deutschland. Ich strukturiere nach Diagnostik, Therapie (medikamentös & nicht-medikamentös), Spezifischem für EF-Klassen, Komorbiditäten und organisatorischen Aspekten.


    • ESC (European Society of Cardiology) – Focused Update 2023 zu den ESC Guidelines von 2021 für akute und chronische Herzinsuffizienz. (Herzmedizin)
    • Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische Herzinsuffizienz (NVL), Version 4.0 – Deutschland. (leitlinien.de)

    Wichtige Änderungen & Neuerungen

    • SGLT2-Inhibitoren (wie Empagliflozin, Dapagliflozin) haben nun eine Klasse-IA-Empfehlung in der ESC-Leitlinie für sämtliche Formen der Herzinsuffizienz – d.h. nicht nur bei reduzierter Ejektionsfraktion, sondern auch bei HFmrEF (mid-range) und HFpEF (erhaltene EF). (Herzmedizin)
    • Es wird anerkannt, dass eine initiale “Vierfachtherapie” bei HFrEF möglich ist: RAS-Inhibitor (oder ARNI), Betablocker, Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonist (MRA) plus ein SGLT2-Inhibitor. Mehr Flexibilität bezüglich Startmoment und Kombinieren der Medikamente. (leitlinien.de)
    • In Deutschland (NVL) wird neu Vericiguat erwähnt für Patienten mit symptomatischer HFrEF nach kürzlich aufgetretener Dekompensation, sofern stationär behandelt wurde. (leitlinien.de)
    • ESC-Update hebt auch die Bedeutung der intravenösen Eisentherapie hervor (z. B. Eisen-Carboxymaltose, Eisen-Derisomaltose) bei HFrEF mit Eisenmangel zur Verbesserung von Symptomen und Reduktion von Krankenhausaufenthalten. (Herzmedizin)

    Diagnostik / Klassifikation

    • Ejektionsfraktion (EF) bleibt zentral: Unterteilung in HFrEF (< 40 %), HFmrEF (≈ 40-49 %), HFpEF (≥ 50 %). (Herzmedizin)
    • Erfassung von Symptomstatus (z. B. mittels NYHA-Klasse), Belastbarkeit, Vorliegen von Ödemen, Flüssigkeitsretention. (leitlinien.de)
    • Laboruntersuchungen inklusive BNP bzw. NT-proBNP, Nierenfunktion, Elektrolyte. (leitlinien.de)
    • Bildgebende Verfahren, insbesondere Echokardiographie zur Bestimmung der Funktion, Struktur, Valvulärer Befunde. (Herzmedizin)

    Medikamentöse Therapie

    HFrEF (reduzierte Auswurffunktion)

    Empfehlungen:

    MedikamentenklasseNutzen & Indikation
    RAS-Inhibitoren (ACEi oder ARB) bzw. ARNIGrundpfeiler; ARNI insbesondere, wenn Patienten unter ACEi/ARB + Betablocker + MRA symptomatisch sind. In manchen Fällen bereits initial. (leitlinien.de)
    BetablockerStandardtherapie bei HFrEF zur Senkung von Mortalität und Hospitalisation. (leitlinien.de)
    Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MRA)Spironolacton oder Eplerenon, zur Verbesserung der Prognose. (leitlinien.de)
    SGLT2-InhibitorenNeu: Klasse I für HFrEF; reduziert Tod und Hospitalisationen. Bereits auch bei Patienten ohne Diabetes wirksam. (Herzmedizin)
    DiuretikaVor allem zur Symptomlinderung und Kontrolle der Flüssigkeitsretention. Beibehaltung der Medikation, auch wenn sich EF oder Symptome verbessern. (leitlinien.de)
    IvabradinFür Patienten mit HFrEF mit EF ≤ 35 %, Sinusrhythmus, Ruheherzfrequenz ≥ 75/min trotz Betablocker bzw. maximal tolerierter Dosis, als Zusatz. (leitlinien.de)
    VericiguatOptional bei symptomatischer HFrEF nach einer Dekompensation (i.v.-Therapie) zur Vermeidung weiterer Hospitalisationen. (leitlinien.de)

    HFmrEF / HFpEF

    • SGLT2-Inhibitoren sind jetzt auch Klasse-I Empfehlung sowohl für HFmrEF als auch für HFpEF, um das Risiko kardiovaskulären Todes und Hospitalisation zu senken. (Herzmedizin)
    • Diuretika bei Vorliegen einer Flüssigkeitsretention. (Herzmedizin)
    • Behandlung von Komorbiditäten (z. B. Hypertonie, Vorhofflimmern, Diabetes, Nierenfunktionsstörung) nach möglichst strenger Kontrolle. (Herzmedizin)

    Umsetzung / Therapieprozess

    • Schnelle Initiierung & Hoch-Titrierung der bewährten Medikamente („fast, sooner, stronger“) nach De-Kompensation: z. B. in der STRONG-HF Studie zeigte sich, dass frühes und intensives Hochdosieren Vorteile bringt. (Herzmedizin)
    • Titrierung: schrittweises Aufdosieren alle 2-4 Wochen bis zur Ziel- oder maximal verträglichen Dosis. Vor allem bei HFrEF. (leitlinien.de)
    • Monitoring von Blutdruck, Herzfrequenz, Elektrolyten, Nierenfunktion, Gewicht, Ödemen. Insbesondere bei Neueinstellung oder Umstellung der Medikation. (leitlinien.de)
    • Selbstmanagement / Patientenedukation: Gewichtskontrolle, Erkennen von Verschlechterungszeichen, Therapieadhärenz. (AWMF)

    Nicht-medikamentöse Aspekte & Komorbiditäten

    • Eisentherapie: bei HFrEF mit Eisenmangel zur Verbesserung von Symptomen und Lebensqualität. (Herzmedizin)
    • Impfungen: Influenza, Pneumokokken, COVID-19 etc. werden ausdrücklich empfohlen bei Patienten mit Herzinsuffizienz. (leitlinien.de)
    • Behandlung von Komorbiditäten: Diabetes, Niereninsuffizienz, arterielle Hypertonie, Rhythmusstörungen. Besonderes Augenmerk auf Medikamente, die Herzinsuffizienz verschlechtern könnten. (leitlinien.de)

    Organisatorische und Versorgungsspezifische Empfehlungen

    • Sektorenübergreifende Versorgung: bessere Abstimmung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung, zwischen Hausärztinnen und Kardiologinnen. (AWMF)
    • Versorgungskontrolle / regelmäßige Re-Evaluation der Therapie nach 6–12 Wochen (bei Änderung) auf Wirkung und Verträglichkeit. (leitlinien.de)
    • Medikationsplan: Erstellung und Aktualisierung eines Medikationsplans, bei Wunsch auch elektronisch. (leitlinien.de)

    Einschätzungen / offene Fragen

    • Wie früh und mit welcher Kombination gestartet werden kann, hängt stark vom individuellen Patientenprofil ab (Begleiterkrankungen, Blutdruck, Nierenfunktion usw.).
    • Die Evidenz bei HFpEF und HFmrEF hat sich verbessert, aber nicht alle Endpunkte (insbesondere Gesamtmortalität) sind in allen Studien signifikant verbessert.
    • Verträglichkeit und Risikofaktoren (z. B. Hyperkaliämie, Verschlechterung der Nierenfunktion) bleiben relevant, insbesondere bei Patienten mit Komorbiditäten und Polypharmazie.